In einer Welt, die oft von Hektik, Ablenkung und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, sehnen sich viele Menschen nach Momenten der Stille, des Innehaltens und der Verbindung zu etwas Größerem. Pfarrer Günter Hänsel hat es sich zur Aufgabe gemacht, Räume zu schaffen, in denen diese Sehnsucht gestillt werden kann. Mit seinen spirituellen Angeboten lädt er dazu ein, den Blick nach oben zu richten – auf den offenen Himmel, der uns daran erinnert, dass wir Teil eines weiten, geheimnisvollen Ganzen sind.
In einem inspirierenden Gespräch erklärt Pfarrer Günter Hänsel, wie er auf die Idee gekommen ist, diese Angebote zu entwickeln. Er spricht auch über die Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Außerdem teilt er seine eigene Inspiration und seine Sicht auf Spiritualität. Seine Worte berühren das Herz und öffnen den Raum für tiefe Erfahrungen, für das Lauschen auf die leisen Stimmen des Lebens und für das Finden von Kraft in der Stille. Pfarrer Günter Hänsel erzählt von seinem Weg, den Himmel in seinem Leben und in den Herzen der Menschen sichtbar zu machen – ein Weg voller Inspiration, Hoffnung und tiefer Verbundenheit.
Das Gespräch führte Bianca Krüger (Online-Redaktion, EKBO).
Wie bist du auf die Idee gekommen, solche Angebote anzubieten und wann hast du damit begonnen?
Günter Hänsel: Für mich ist der Blick in den offenen Himmel ein schönes Bild – ich schaue offen und klar in den Himmel, dabei kann sich Klarheit und Weite einstellen. Es ist mir wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass es ab und an Zeiten der Stille und des Aufatmens braucht, um den offenen Himmel in seiner Schönheit wahrzunehmen. Die verschiedenen spirituellen Angebote laden dazu ein, sich bewusst Zeit nehmen, der Tiefe des Lebens nachzuspüren und Gott zu suchen, von dem der Mystiker Meister Eckhardt schreibt, dass er vor der Tür des Herzens wartet. Es ist auch ein Pilgergottesdienst dabei. Gerade beim Laufen innerlich leer zu werden und gemeinsam auf dem Weg zu sein – das tut der Seele gut.
Mit den Angeboten habe ich vor einigen Jahr begonnen und führe sie nun fort. Ich freue mich, dass ich dies nun auch als Beauftragter für Spiritualität im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf tun darf. Ich möchte in dieser Beauftragung geistliche Anregungen dazu geben, was es heißt in unserer Zeit aus Gottvertrauen zu leben und ich wünsche mir, dass Suchende in den spirituellen Angeboten Zeiten und Gelegenheiten finden, ein „Fenster zum Himmel“ (Dorothee Sölle) zu entdecken und das in Gemeinschaft zu erleben.
Was haben deine Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Erfahrungen gemacht?
Günter Hänsel: Die Teilnehmenden berichten vor allem von der Einkehrzeit im Kloster, dass es ihnen gut tat, Abstand von den alltäglichen Verpflichtungen und Routinen zu bekommen. Bei den Einkehrzeiten stehen Lebens- und Glaubensthemen im Mittelpunkt. Die Quellen der christlichen Tradition bieten einen reichen Schatz an Inspirationen. Neben den gedanklichen Impulsen sind Körperübungen und Zeiten der Stille wichtig. Das schätzen die Teilnehmenden sehr.
Wenn ich regelmäßig mit Menschen schweigend um den Schlachtensee gehe, berichten viele davon, wie berührt sie immer wieder von der Natur sind. Sie haben die Natur schweigend noch einmal anders und bewusster wahrgenommen. Neben der Schönheit der Natur wird beim Weg um den Schlachtensee auch die verletzte Seite der Natur sichtbar. Diese wird nicht ausgeklammert, sondern mit Worten, die uns um den Schlachtensee begleiten, einbezogen. Die Menschen gehen meist etwas leichter in den Tag zurück.
Was inspiriert dich bzw. woher nimmst du diese kreativen Ideen?
Günter Hänsel: Ich suche selbst immer wieder Zeiten auf, in denen ich mich zurückziehe und auf die leisen Stimmen des Lebens höre. Aus diesen Zeiten schöpfe ich Kraft und Orientierung. Dabei ist es die Sehnsucht nach Gott, die mich bewegt und umtreibt. Der reformierte Schweizer Pfarrer, Ikonenkünstler und Mystiker Josua Boesch drückt das in seinem Tagebuch so aus: „Würde mich jemand fragen, was mich am tiefsten beruhigt, ich antwortete ihm: Schönheit und Stille. Beide gehören für mich zusammen, denn Schönheit verbreitet Stille.“ In mir wuchs der Wunsch im Pfarramt, einen spirituellen Schwerpunkt zu setzen. So sind es neben diesen Angeboten auch die geistliche Begleitung, die Raum schafft, so dass Menschen über den eigenen Lebensweg mit Gott sprechen können und begleitet werden - oder einfach über ihre Sehnsucht sprechen können. In dem Wissen, dass es immer Gott selbst ist, der den Menschen begleitet und sucht.
Was bedeutet für dich Spiritualität?
Günter Hänsel: Spiritualität ist ein großes Wort und es verbinden sich viele Vorstellungen und Erfahrungen damit. Es gibt nicht den einen Spiritualitätsbegriff. Für mich bedeutet Spiritualität aus christlicher Perspektive, hörend zu sein, aufmerksam zu sein, im Augenblick zu leben, Dankbarkeit für das Leben zu empfinden und manchmal ganz leise und unscheinbar zu spüren, dass mein Leben in etwas Größeres eingewoben ist – das ist für mich Glück. Eingebunden zu sein in eine Kraft, die ich Gott nenne.