Der Arbeitskreis Partnerschaft Wolgograd stellt seine Arbeit ein
Die Partnerschaft des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf mit dem Wolgograder Bezirk Zentrum begann Ende der 1980er Jahre; viele Gemeinden haben sie tatkräftig unterstützt. Ihr Schwerpunkt lag bei partnerschaftlichen Begegnungen, die sich gegenseitig ergänzten und jeweils in Berlin und in Wolgograd stattfanden. Seit 1990 gab es 83 Begegnungen. Daran haben 852 Personen direkt - das heißt, durch Besuch in der anderen Stadt - teilgenommen. Daneben haben unzählige Menschen auf beiden Seiten bei der Durchführung der Begegnungen geholfen, und viele Menschen haben die Konzerte der Chöre und unsere Veranstaltungen besucht, so dass die Wolgograd-Partnerschaft im Kirchenkreis zu einem festen Begriff geworden ist.
Der gesellschaftliche Wandel in den 1990er Jahren bewirkte in Deutschland wie in Russland, dass neben dem Versöhnungsgedanken der Wunsch, ein gemeinsames Haus Europa zu bauen, zunehmend an Bedeutung gewann. Doch die Veränderungen in Russland unter der Präsidentschaft Putins machten sich auch in unseren Beziehungen bemerkbar. Es wurde zunehmend schwierig, die Partnerschaft in der gewohnten Weise vertraglich abzusichern. Durch die inzwischen gewachsenen Beziehungen zu nichtstaatlichen Organisationen und Partnern konnten wir unsere Arbeit allerdings trotzdem fortsetzen.
Seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 war es nicht mehr möglich, Begegnungen durchzuführen. Als Irma Petto, die berufliche Mitarbeiterin unseres Arbeitskreises, Ende Mai in den Ruhestand ging, verlor unser Kreis seine wichtigste Akteurin. Wir anderen Mitglieder sind fast alle über 80 Jahre alt - wir können schon aus Altersgründen nicht mehr aktiv werden, wenn dies wieder möglich sein wird. Daraus zog der Arbeitskreis schließlich die Konsequenz: er stellte seine Tätigkeit ein und gab der Kreissynode den 1988 erhaltenen Auftrag, Beziehungen zu Wolgograd zu gestalten, förmlich zurück.
Wir sind dem Kirchenkreis sehr dankbar, dass er unsere Aktivitäten von Anfang an unterstützt und mitgetragen hat; er war 35 Jahre lang ein verlässlicher Partner. In ihrer Sitzung am 15. Juni dankte die Kreissynode den Mitgliedern des Arbeitskreises für ihr jahrzehntelanges Engagement. Sie gab der Hoffnung Ausdruck, dass die vom Arbeitskreis aufgebauten Beziehungen eines Tages wieder mit Leben erfüllt werden können.
Der große Kreis der Unterstützerinnen und Unterstützer, die sich der Partnerschaft mit Wolgograd verbunden fühlen, kam am 16. Juni zu einem Abschiedsfest zusammen. Wir bedachten gemeinsam die Zeit, die seit der ersten Reise nach Wolgograd vergangen ist - was haben wir nicht alles erlebt! Neben der Trauer über die gegenwärtige Situation war eine große Verbundenheit zu spüren. Wir waren von Dankbarkeit für das gemeinsame Bemühen um Versöhnung und Freundschaft erfüllt. Und wir waren uns einig, dass durch die Partnerschaft etwas in Gang gekommen ist, das hoffentlich weiterwirkt. Gottfried Kraatz, Zehlendorfer Superintendent von 1986 - 1996, hat es in Worte gefasst:
„Wir halten fest an unserer Liebe für Land und Leute in Wolgograd.
Wir halten fest an der gemeinsamen Sehnsucht nach Versöhnung.
Wir halten fest an der gemeinsamen Reflexion der Vergangenheit und der Gegenwart.
Und wir halten fest an unseren Träumen von einer freundschaftlichen Zukunft.“
Gisela Krehnke
Kontakt:
Evangelischer Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf
Arbeitskreis Partnerschaft Wolgograd
Kirchstr. 4, 14163 Berlin
Gisela Krehnke, gukkrehnke
Irma Petto, Tel.: 030 - 801 77 55
Rede von Frank-Walter Steinmeier
zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges
vor 70 Jahren in Wolgograd am 07.05.2015